[Die besonderen Züge der weiblichen Dummheit in Eigentümlichkeiten der weiblichen Psyche begründet.]


Ein Grundzug des weiblichen seelischen Wesens ist größere gemütliche Erregbarkeit, das Überwiegen des Herzens über den Verstand; der Mangel der Logik, der dem Weibe so vielfach vorgeworfen wird, hängt damit zusammen. Die Denkprozesse verlaufen beim Weibe nach denselben Gesetzen wie beim Manne, sein Urteil über Personen und Dinge ist so gerecht, wie das des Mannes, soweit dasselbe durch Gefühle nicht beeinflußt wird. In Angelegenheiten, bei welchen sein Gefühlsleben stark beteiligt ist, läßt sich das Weib dagegen durch dieses in seinen Schlüssen in einer Weise beeinflussen, daß die Logik nicht zur Geltung kommen kann. Was seinen Gefühlen zuwiderläuft, vermag es nicht zu glauben und einzusehen. Daß ein Mann, den es liebt, schlecht sein soll, will ihm trotz vorhandener Beweise nicht einleuchten. Daß ein Prozeß, in dem es das Recht auf seiner Seite erachtet, verloren werden kann, erscheint ihm unglaublich, weil es seinem Gefühle widerspricht. Die starren Rechts- und Moralbegriffe spielen in seinem Urteil über Recht und Unrecht, Sittlich und Unsittlich zumeist nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dieses wird wesentlich durch sein Gefühl bestimmt, das mehr oder weniger fein entwickelt ist.

Ein höchst treffendes Beispiel in dieser Richtung zeichnet Ibsen in seiner "Nora". Diese, wenn auch etwas kindische, jedoch intelligente und gemütvolle Frau denkt nicht daran, daß sie ein Verbrechen begeht, indem sie die Unterschrift ihres Vaters, der für ein ihr gewährtes Darlehen Bürgschaft leisten soll, auf einem Schuldschein fälscht.

Es ist dies schon bemerkenswert, da man bei Noras Bildungsgrad erwarten sollte, daß ihr das Gesetzwidrige einer derartigen Handlung nicht ganz unbekannt geblieben sein kann. Die edlen Motive, die ihren ungesetzlichen Handlungen zugrunde lagen (Rücksichten auf den schwerkranken Vater und Gatten) beeinflussen ihr Urteil jedoch derart, daß sie in ihrem Vorgehen allem Anschein nach nichts Schlimmes erblickt. Noch auffälliger tritt uns die Beeinflussung ihres Urteils durch Gefühle in dem Umstand entgegen, daß sie der Aufklärung über die Strafbarkeit ihrer Tat den Glauben völlig verweigert.

"Günther. Aber bedachten Sie denn nicht, daß es ein Betrug gegen mich war —?

Nora. Darauf könnt' ich keine Rücksicht nehmen. Um Sie kümmert' ich mich gar nicht. Ich mochte Sie nicht ausstehen wegen all der hartherzigen Schwierigkeiten, die Sie machten, obgleich Sie wußten, wie schlimm es mit meinem Manne stand.

Günther. Frau Helmer, Sie haben offenbar gar keine klare Vorstellung davon, wessen Sie sich eigentlich schuldig gemacht haben. Aber ich kann Sie versichern, es war weder etwas Anderes, noch etwas Schlimmeres, was ich einst beging und was meine ganze bürgerliche Stellung vernichtete.

Nora. Sie? Wollen Sie mich glauben machen, Sie hätten eine mutige Tat gewagt, um Ihrer Frau das Leben zu retten?

Günther. Die Gesetze fragen wenig nach den Beweggründen.

Nora. Dann müssen wir sehr schlechte Gesetze haben.

Günther. Schlecht oder nicht — leg ich dies Dokument dem Staatsanwalt vor, so werden Sie nach den Gesetzen verurteilt.

Nora. Das glaub ich nicht. Eine Tochter sollte nicht das Recht haben, ihren alten todkranken Vater mit Kummer und Sorgen zu verschonen? Eine Frau sollte nicht das Recht haben, ihrem Manne das Leben zu retten? Ich kenne die Gesetze so genau nicht; aber ich bin überzeugt, irgendwo muß es darin stehen, daß so etwas erlaubt ist. Und das wissen Sie nicht, Sie, ein Rechtsanwalt? Sie müssen ein schlechter Jurist sein, Herr Günther."

Der Dichter hat hier mit meisterhafter Realistik die für das Weib charakteristische Denkweise in Situationen, in welchen Gefühl und Logik in Widerstreit geraten, gezeichnet. Dem Weib Nora ist es unmöglich, zu begreifen und anzunehmen, daß ein Gesetz existieren kann, das seinen Rechts- und Moralgefühlen zuwiderläuft. Was diesen entspricht, muß erlaubt sein, und sie fühlt sich so sicher in dieser Auffassung, daß sie den Rechtskundigen Günther, der von einem derartigen Gesetze nichts weiß, für einen schlechten Juristen hält.

Je beschränkter das Weib, um so mehr macht sich bei ihm die Beeinflussung des Urteils durch das Gefühl und damit der Mangel an Logik geltend. Was angenehm ist, wird geglaubt, was unangenehm, stößt auf Unglauben. Die Aussicht auf Gewinn, die die Versprechungen eines Schwindlers eröffnen, verleitet die beschränkte Frau, ihre sauer ersparten Groschen ohne Bedenken hinzugeben, und wenn der Betrug zutage kommt, kann sie nicht glauben, daß ihrem Verluste nicht abzuhelfen ist. Eine Person, gegen die sie eine Abneigung hat, hält die beschränkte Frau ohne weiteres zu allem Schlechten für fähig, während die schlimmsten Fehler einer anderen, die sich ihrer Gunst erfreut, für sie nicht in Betracht kommen.

Eine weitere Eigentümlichkeit der weiblichen Psyche ist ein höherer Grad von Suggestibilität (Beeinflußbarkeit durch Dritte). Letztere ist eine allgemein menschliche Eigenschaft, gegen deren Wirksamkeit eine wohlentwickelte Intelligenz eine Art Schutzwehr bietet. Je beschränkter die Frau, um so größer ist daher im allgemeinen ihre Suggestibilität, doch kann sich diese nur einzelnen Personen gegenüber kundgeben. Eine sehr beschränkte weibliche Person mag einen Grad von Suggestibilität besitzen, der sie zu einem willenlosen Werkzeug in den Händen ihres Geliebten oder Mannes macht, während sie sich zu gleicher Zeit für wohlbegründete Vorstellungen von anderer Seite als völlig taub erweist. Die Suggestibilität kann aber auch dem Mann gegenüber fehlen und nur für die Eltern vorhanden sein, in welchem Falle letztere dem Mann gegenüber in den Augen der Frau immer recht behalten. Gehört die Frau der bigotten Sorte an, so kommt es häufig vor, daß sie dem Einfluss des Pfarrers oder anderer ihren bigotten Neigungen Rechnung tragenden Personen völlig unterliegt und ihrem Mann gegenüber die Ansichten zur Geltung bringt, die ihr von dieser Seite beigebracht wurden.

Ein weiterer Zug der weiblichen Beschränktheit ist das Haften an Kleinigkeiten (Kleinlichkeit). Die Einschränkung des Interessenkreises, die der Dummheit an sich eigen ist, hat bei der Frau die Folge, daß sie sich mit den unbedeutendsten Vorkommnissen ihres alltäglidien Lebens und ihrer Umgebung fortwährend beschäftigt und auch beim Verkehr mit Fremden ihre Gedanken davon nicht loszureißen vermag. In der Unterhaltung der dummen Frau spielen daher die bedeutungslosesten Vorfälle in ihrer Hauswirtschaft, wie Äußerungen der Dienstboten, unbedeutende Verfehlungen dieser, Küchen- und Wäscheangelegenheiten, ödester Klatsch über die Nachbarn usw. eine weit überragende Rolle. Was die Stadt und das Land interessiert, künstlerische Leistungen und politische Vorfälle, die das Tagesgespräch bilden, entziehen sich ihrer Beachtung. Dagegen kann sie über eine Nachlässigkeit ihrer Köchin, ein mißratenes Gericht, die Toiletten ihrer Bekannten in endlosen Reden sich ergehen. Sie ist auch unfähig, sich in den Gedankengang anderer Personen hineinzuversetzen und deren Neigungen zu berücksichtigen, daher auch unfähig, einzusehen, wie sehr sie durch ihr Verhalten andere langweilt und belästigt.

Mit der Gedankenarmut der beschränkten Frau hängt deren Schwatzhaftigkeit und Neugierde zusammen; es sind dies Eigenschaften, die man dem weiblichen Geschlecht im allgemeinen zuschreibt, die aber doch nur bei dem beschränkteren Teile desselben in auffälliger Weise zutage treten. Je weniger das Denken in die Tiefe und in die Breite geht (resp. gehen kann), um so mehr tendiert es nach einer Entäußerung, und der einfachste und gangbarste Weg hiefür ist die Rede1). Sich schweigend Gedanken hinzugeben, fällt der dummen Frau schwer und ist ihr auch unsympathisch. Reden bedeutet für sie eine Erleichterung, eine Art Genuß, gleichgültig, ob der Sinn ihrer Rede einen Zweck hat oder nicht. Die Neugier ist ebenfalls eine Folge der Gedankenarmut. Da das intensivere geistige Sichbeschäftigen mit den eigenen Angelegenheiten für die beschränkte Frau keinen Reiz besitzt und die Gegenstände allgemeinen Interesses sie nicht berühren, richtet sich ihre Aufmerksamkeit auf die Angelegenheiten Fremder und sie sucht ihren ärmlichen Ideenkreis durch Kenntnis von Dingen zu erweitern, die für sie nur insoferne von Bedeutung sind, als sie sich zu Klatsch verwenden lassen.

 

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1) Es ist bemerkenswert, daß beschränkte Personen, um etwas Gelesenes zu verstehen, zumeist halb oder ganz laut lesen müssen.


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